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»Jeder Euro
wird benötigt«

Hilfsbereitschaft überwältigend

Hamburg (dpa). Angesichts von Tod und Elend in Südasien zeigen sich die Menschen und Regierungen in Europa außergewöhnlich großzügig und bringen Millionensummen für die Opfer auf. In vielen Ländern kam bei Spendenaktion ähnlich viel oder mehr Geld zusammen, als die Politiker der Katastrophenregion zusagten.

Allein beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) seien inzwischen 10,3 Millionen Euro an Spenden eingegangen, sagte Sprecher Lübbo Roewer gestern. Bei der »Aktion Deutschland Hilft«, in der zehn Organisationen zusammengeschlossen sind, waren es bislang acht Millionen Euro. Bei der Diakonie belief sich die Summe auf 4,5 Millionen Euro. Die Welthungerhilfe bezifferte die Spendenhöhe auf 3,3 Millionen Euro. Die Zuschauer des Kölner Privatsenders RTL haben für die Opfer der Flutkatastrophe bereits 1,075 Millionen Euro gespendet, der Westdeutsche Rundfunk erzielte in der Aktion »NRW hilft« Einnahmen in Höhe von 675 000 Euro.
Auch in den anderen Ländern ist die Spendenbereitschaft für die Betroffenen der Todesflut enorm groß. Allein Japan stockte seine Hilfe auf 500 Millionen Dollar auf und ist damit der größte Einzelgeber. Schweden, das mit Abstand am stärksten betroffene Land in Europa, sagte Hilfe von bislang 55 Millionen Euro zu. Umgerechnet etwa 40 Millionen Euro wurden dort bei verschiedenen TV-Sendungen mit Sammelaktionen am Samstag eingenommen.
Die französische Regierung stellte 44,3 Millionen Euro an staatlichen Hilfen bereit, mindestens 20 Millionen Euro gaben Privatleute und Unternehmen. In Österreich wurden 7,3 Millionen Euro von Privatleuten und Firmen zur Verfügung gestellt oder zugesagt. Die dänische Regierung sagte 42 Millionen Euro zu, Norwegen bislang 12 Millionen Euro - bei privaten Sammelaktionen kamen 25 Millionen Euro zusammen.
In Spanien belaufen sich die Zusagen auf 68 Millionen Euro, wenn man staatliche Hilfen, Spenden und Gelder der Hilfsorganisationen zusammenrechnet. Die britische Regierung stellte 70 Millionen Euro für die Katastrophengebiete bereit, die Bevölkerung spendete bislang 85 Millionen Euro. Die Schweiz bot 17 Millionen Euro Soforthilfe an, die Bevölkerung spendete knapp 15 Millionen Euro. Die griechische Regierung schickte eine C-130 Maschine der Luftwaffe nach Thailand. Darin waren Zelte und Trinkwasser. Athen machte bislang noch keine Geldzusage. Morgen will das griechische Fernsehen einen 24-stündigen Spendenmarathon veranstalten.
»Die Spendenbereitschaft ist gleich bleibend hoch«, sagte DRK- Sprecher Roewer. Das sei in Anbetracht der Silvesterfeiern sensationell. In der Zeit zwischen den Jahren sei es eher unüblich, »dass die Leute ihr Portemonnaie öffnen«. Die Anteilnahme gehe auch darauf zurück, dass auch viele Deutsche unter den Flutopfern seien. »Deutschland ist aufgerüttelt worden von dieser Katastrophe«, sagte Roewer. »Jeder Euro wird auch weiterhin benötigt.«
Auch die Diakonie sprach von einer »sehr großen Spendenbereitschaft«. »Wir rechnen damit, mindestens acht bis zehn Millionen Euro insgesamt in den nächsten Wochen zu bekommen«, sagte gestern Dominique Mann, Pressereferent der Diakonie Katastrophenhilfe. Bei der Welthungerhilfe gingen allein am vergangenen Donnerstag 1,6 Millionen Euro an Spenden ein. »Das ist außergewöhnlich. Wir hatten noch nie so hohe Eingänge in Zusammenhang mit einer Katastrophe«, sagte Marion Aberle, Pressesprecherin der Welthungerhilfe. »Die Menschen spenden von Herzen und von sich aus. Es ist eine große Solidarität zu spüren.«

Artikel vom 03.01.2005